Spendenaufruf „Buchprojekt 100 Jahre Gilde Soziale Arbeit“

Im Jahr 2025 feiert die Gilde Soziale Arbeit e.V. (GiSA) ihr 100-jähriges Bestehen. Eben dieser Anlass soll im Rahmen unterschiedlicher Formate – (Print-)Publikationen und Homepage GiSA – gewürdigt werden.

Die Publikationen umfassen dabei zum einen Beiträge im Rundbrief der GiSA. Zum anderen entsteht ein Buchprojekt (Hg. Sarah Blume, Bianca Fiedler, Anne Reber in Zusammenarbeit mit dem Gildeamt), in welchem Diskurse, Facetten und Fragestellungen der Historie, Gegenwart und Zukunft der GiSA aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden.

Für eine vielstimmige Annäherung an die unterschiedlichen Themenkomplexe werden u.a. persönliche Erfahrungen und Perspektiven von Gildeakteur*innen und  Gildeinteressierten im Rahmen von Interviews erhoben, die dann wiederum  (partiell) in die o.g. Formate einfließen werden. Daraus resultieren u.a. Fahrtkosten zur Durchfürhung der Interviews sowie Transkriptionskosten.

Hierfür bitten wir um Eure und Ihre finanzielle Unterstützung! Jede Spende trägt erheblich zum Gelingen unseres Projekts bei. Unten findet Ihr und finden Sie das Spendenformular mit allen notwendigen Angaben.

Wir bedanken uns herzlich für Ihre und Eure Unterstützung!

Bielefelder Erklärung 2022: „Die Bedeutung des Sozialen und die notwendige Auseinandersetzung mit Aufgabenzuschreibung, Ressourcen und Macht für und in der Sozialen Arbeit!“

Im Rahmen der 81. Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit haben die Mitwirkenden vom 26. bis 28. Mai 2022 im Haus Neuland (Bielefeld) über „Soziale Arbeit und Macht“ gestritten und diskutiert. Vorläufiges Ergebnis dieser Beratungen stellt die folgende, durch das Gildeamt am 28.05.2022 vorgelegte Bielefelder Erklärung dar:

Bielefelder Erklärung 2020

Bielefelder Erklärung 2020
Die Gesellschaft während und nach Corona gestalten –
Stimmen aus der Sozialen Arbeit

„Als Fachkräfte in der Sozialen Arbeit wollen wir uns zudem vom professionellen Mut ‚anstecken‘ lassen und auch andere damit ‚anstecken‘, die Situation aktiv zu gestalten, auch mit ungewöhnlichen (bzw. mit noch ungewohnten) Mitteln. Wir wollen uns ‚anstecken‘ lassen von der Selbstverpflichtung, an Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Solidarität weiterzuarbeiten, und diese im gesellschaftlichen Gedächtnis fest zu verankern. Von sozialer Vorstellungskraft, die das gelebte Leben auch in seiner Eigensinnigkeit und Kreativität wahrnimmt, und gerade daraus neue Möglichkeiten entwickelt.“

Hintergrund:
Unter sehr ungewohnten Umständen veranstaltete die Gilde Soziale Arbeit über Pfingsten ihre 80. Jahrestagung im Haus Neuland bei Bielefeld. Ursprünglich sollte im Rahmen dieser Tagung das Thema „Soziale Arbeit und Macht“ verhandelt werden. Doch angesichts der gesellschaftlichen Verwerfungen unter dem Vorzeichen der ‚Corona-Situation‘ wurde überdeutlich, dass die damit verbundenen Entwicklungen und Herausforderungen – auch für die Soziale Arbeit – einer zeitnahen kritischen Diskussion und Reflexion bedürfen. Die Gilde Soziale Arbeit wollte dafür einen Rahmen bieten. Die Erkenntnisse aus dem intensiven Austausch- und Reflexionsprozess der Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit über Pfingsten 2020 bilden die Grundlage für diese „Bielefelder Erklärung“.

Download:
Bielefelder Erklärung 2020 – Gilde Soziale Arbeit

Bielefelder Erklärung 2019

Auf der Jahrestagung 2019 der Gilde Soziale Arbeit e.V. mit dem Titel „Soziale Arbeit in Zeiten des Rechtspopulismus“ haben die Anwesenden die diesjährige Bielefelder Erklärung (Download hier) verabschiedet:

Sozialarbeitende gegen Autoritarismus und Menschenverachtung

Bielefelder Erklärung 2019

Nach dem Zivilisationsbruch durch den Nationalsozialismus, einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, leben wir heute in Deutschland in einer demokratischen Gesellschaft, im offenen Austausch miteinander und der Welt. Dies wird auch ermöglicht durch eine Verfassung, die die Menschenwürde für unantastbar erklärt.

Aufgabe Sozialer Arbeit ist es, diesen offenen Geist zu bewahren und weiter zu entwickeln. Soziale Arbeit fördert „soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit“ (DBSH & Fachbereichstag Soziale Arbeit 2016).

Demokratie ist nicht ohne Widersprüche und niemals einfach. Moralische Standfestigkeit, Toleranz, Inklusivität, Menschlichkeit und Freiheit sind die Grundlagen für den Kampf um den Erhalt der Demokratie, die heute nicht nur in Deutschland durch rechtspopulistische Kräfte bedroht wird.

Als Bürger*innen und als Sozialarbeitende verteidigen wir die Demokratie gegen alles, was sie bedroht, seien das völkisch-nationalistische, populistische oder autoritäre Weltbilder. Wir verteidigen sie gegen Stimmungsmache, Ausgrenzung und Abwertung von Menschen – gegen jede Form von Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie, Antisemitismus, Antiziganismus oder Islamophobie. Wir grenzen uns ganz klar ab gegen alle Versuche, Pluralismus und Vielfalt einzuschränken. Im Interesse des demokratischen Gemeinwesens verpflichten wir uns zur Solidarität mit Menschen, die an den Rand gedrängt und marginalisiert werden. Wir schaffen und geben Raum, sich an gesellschaftlichen und politischen Debatten und Entscheidungen zu beteiligen.

Demokratie heißt, Zusammenleben immer wieder neu zu verhandeln. Rechtspopulismus verschärft die gesellschaftliche Polarisierung, die durch eine entfesselte kapitalistische Dynamik zusätzlich befördert wird. Populismus, als „Stimme des Volkes“ daher kommend, verschleiert dabei den eigentlichen Kern jeder populistischen Bewegung – das Mobilisieren von Ressentiments und Vorurteilen gegen Minderheiten.

Populär ist nicht populistisch. Populär werden, im Sinne von: auf die Menschen hören und ihnen eine Stimme geben, ist das Gegenteil von populistisch. Das Gegenteil von Populismus ist Aufklärung, die aus Nachdenklichkeit und (selbst)kritischen Auseinandersetzungen erwächst. Aufgeklärte Bürger*innen sind das Fundament jeder demokratischen Gesellschaft. Populismus trägt dazu nichts bei – er sucht nicht den politischen Diskurs, er setzt und hört nicht auf Argumente. Populismus ist deshalb so gefährlich, weil er das System politischer Willensbildung zu unterminieren sucht und die Demokratie verächtlich macht. Dahinter verbirgt sich eine autoritäre Verführung. Populismus entzieht sich der politischen Auseinandersetzung. Er schafft ein Klima, das politische Prozesse verunglimpft und lächerlich macht.

Dort wo der Populismus Ressentiments und Vorurteile bedient, muss die Soziale Arbeit auf Aufklärung und das Argument setzen. Und das mit Leidenschaft! Mitmenschlichkeit, der Zorn über Ungerechtigkeit und die „Liebe zur Welt“ (Hannah Arendt) sind nicht nur die Triebfedern der Aufklärung, sondern auch der Sozialen Arbeit. Das ist immer verbunden mit dem festen Vertrauen in die Emanzipationsfähigkeit und den Emanzipationswillen der Menschen. Menschen sind weder Gefangene ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion, noch ihrer Ängste, Vorurteile und Ressentiments. In diesem Sinne muss Soziale Arbeit immer populär sein – ohne je populistisch zu werden. Sie verliert sonst die Quelle ihrer Kraft, die in ihrem emanzipatorischen Menschenbild liegt.

Die Gesellschaftskritik des Rechtspopulismus ist nicht deshalb gefährlich, weil sie falsch ist. Sie ist gefährlich, weil sie erlebte Ungerechtigkeiten aufgreift und zugleich Abwertungen und Ausgrenzungen vornimmt. Dem Bestreben rechtspopulistischer Kräfte, die aufgeklärte Demokratie zu überwinden und das Gemeinwesen ins Autoritäre zu wenden, muss sich auch die Soziale Arbeit entschieden entgegen stellen – indem sie ihr erklärtes Selbstverständnis ernst nimmt.

Der Rechtspopulismus ist auch deshalb gefährlich, weil er einen Zeitgeist bedient, der sich der Ideologie der Ungleichwertigkeit bedient und diese befördert. Um dem Rechtspopulismus jede (scheinbare) Legitimation zu entziehen, müssen wir gemeinsam mit unseren Adressat*innen an der Veränderung ungerechter Verhältnisse arbeiten. Die Zustände ändern, statt nur über Zuständigkeiten zu reden, sich nicht hinter der organisierten Verantwortungslosigkeit einer formalisierten Sozialbürokratie verstecken, ist das Gebot der Stunde.

Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit e.V., im Juni 2019